Letztes Geleit für Uwe Lieschied
Mehr als 1000 Menschen erweisen dem ermordeten Polizei-Hauptkommissar die letzte Ehre - Trauerfeier auf dem Neuköllner Parkfriedhof

von Hans H. Nibbrig

Mehr als 1000 Menschen haben gestern auf dem Parkfriedhof in Neukölln Abschied von dem ermordeten Polizisten Uwe Lieschied genommen. An der bewegenden, vom Polizeiorchester Brandenburg musikalisch umrahmten Trauerfeier nahmen neben der Witwe, ihren beiden Söhnen und weiteren Verwandten zahlreiche Freunde und Kollegen des 42jährigen teil. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Innensenator Ehrhart Körting (beide SPD) und Polizeipräsident Dieter Glietsch erwiesen, ebenso wie Polizeiabordnungen aus allen Bundesländern, dem Hauptkommissar die letzte Ehre.

Der Getötete war am Abend des 17. Februar niedergeschossen worden, als er mit zwei Kollegen in Neukölln zwei Verdächtige kontrollieren wollte. Der mutmaßliche Schütze, der 39jährige Memet E., wurde inzwischen gefaßt und hat die Tat gestanden.

Trauer und Fassungslosigkeit, aber auch Wut und Zorn seien die Gefühle, die die Menschen angesichts des gewaltsamen Todes von Uwe Lieschied beherrschten, sagte Polizeipfarrer Reinhard Voigt in seiner Predigt, die per Lautsprecher auf den Vorplatz der Trauerhalle übertragen wurde. Das sichtbarste Gefühl bei allen Anwesenden gestern war tiefe Trauer.

Neben dem Polizeipfarrer sprachen auch Polizeipräsident Dieter Glietsch sowie Alexander Hagenstein, ein langjähriger Kollege und enger Freund des Getöteten. "Uwe Lieschied war ein leidenschaftlicher Polizist, der sich durch Engagement und Kompetenz die Achtung der Vorgesetzten und sowohl die Freundschaft als auch den Respekt der Kollegen erwarb. Sein Tod macht uns schmerzhaft die Risiken des Polizeiberufes deutlich", erklärte Glietsch.

Selbst die beste Eigensicherung könne dieses Risiko nur minimieren, sagte der Polizeipräsident: "Uwe Lieschied hat an jenem Abend vor zwei Wochen alles richtig gemacht. Er hatte trotzdem keine Chance, weil ein Verbrecher bereit war zu töten."

Der Weg von der Trauerhalle zum Grab, auf dem Familie, Freunde und Kollegen der Urne mit den sterblichen Überresten des Hauptkommissars folgten, wurde gesäumt von einem Ehrenspalier der Berliner Polizei. Seine letzte Ruhestätte fand Uwe Lieschied nur wenige Meter entfernt von dem Grab des vor zwei Jahren ermordeten SEK-Beamten Roland Krüger.

Die Witwe Heike Lieschied, ihre beiden Söhne Patrick und Oliver, sowie die Mutter des Getöteten folgten der Urne äußerlich gefaßt. Doch waren ihnen die Fassungslosigkeit über das Geschehene und die tiefe Trauer über den Verlust des Ehemannes, Vaters und Sohnes deutlich anzusehen. Sichtbaren Halt fanden sie bei den Kollegen des Getöteten vom Abschnitt 55.

"Die Familie wird auch in Zukunft in jeder Situation auf den Beistand der Kollegen zahlen können", sagte Abschnittsleiter Martin John gestern. Er bestätigte damit, was Alexander Hagenstein zuvor in seiner Trauerrede gesagt hatte: "Uwe, du warst einer von uns und du bleibst einer von uns."

Unterdessen reißt die Welle der Hilfsbereitschaft für die Familie des Hauptkommissars nicht ab: Bereits rund 70 000 Euro sind auf dem Spendenkonto von Berliner helfen e.V. eingegangen. Immer wieder stehen ergreifende Kommentare auf den Kontoauszügen.

Liebe Leser, wenn auch Sie die Hinterbliebenen unterstützen wollen, dann spenden Sie bitte unter dem Stichwort "Polizist" an Berliner helfen e.V., Bank für Sozialwirtschaft, Spendenkonto 55, BLZ 100 205 00. Herzlichen Dank!

Artikel erschienen am Sa, 1. April 2006 in DIE WELT

 

zurück